- Es ist nicht immer leicht, der Kirche treu zu bleiben.
Wie vielen anderen Katholik*innen fällt es auch KLJB-Mitgliedern und KLJB-Gruppen oft nicht leicht zur katholischen Kirche zu stehen. Zu oft scheint sie mit ihren Haltungen und Ansichten der geistigen Entwicklung der Menschheit hinterherzuhinken und allgemein anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse nicht wahrzunehmen. Ihre Sprache, ihre Kultur, ihre Art zu feiern wirkt – nicht nur für junge Menschen – zu oft vorgestrig. Der Umgang mit Frauen, queeren Menschen, Andersdenkenden und Menschen, deren Lebensprojekt (Ehe, Priestertum, Ordensleben) gescheitert ist, erscheint wenig verständnisvoll und der Botschaft Jesu zu widersprechen. Der vielfache Missbrauch von Kindern und Jugendlichen und seine jahrzehntelange Vertuschung durch die Verantwortlichen in der Kirche sowie die Haltung, die Sorge um das makellose Ansehen der Institution wichtiger zu nehmen als das oft lebenslange Leid der Opfer, lösen Unverständnis und Abscheu aus.
- Warum die KLJB der Kirche verbunden ist und bleibt.
Weil wir durch unsere katholischen Traditionen im ländlichen Raum verwurzelt sind.
Die KLJB fühlt sich sowohl mit dem katholischen Glauben als auch mit den Menschen und Vereinen vor Ort verbunden. Unsere Ortsgruppen gestalten christliche Feierlichkeiten, beispielsweise Erntedank oder Fronleichnam, oft in Kooperation mit anderen Vereinen und Verbänden.
Weil Glaube in Gemeinschaft vielfältig ist.
Die Mitglieder der KLJB sind meist als Individuen durch die Taufe und Firmung mit dem katholischen Glauben verbunden. Gemeinschaftlich wird das Leben des Glaubens jedoch erst bunt, beispielsweise beim Gestalten von Impulsen oder spirituellen Gruppenstunden. Vielfältige Ideen und Ansichten finden die Möglichkeit, sich zu entfalten. In der KLJB ist stets Raum für eine offene Diskussion über Spiritualität und Kirche.
Weil uns christliche Werte verbinden – untereinander und mit der Kirche.
Die Menschen in der Kirche verbindet ein Grundgedanke: Es geht nicht darum, reich und schön zu sein. Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind wichtig. Im gemeinschaftlichen Glauben können wir uns wohlfühlen und zusammen Dinge bewegen. Die Kirche kann diese Werte zusätzlich laut nach außen vertreten.
Weil uns der Glaube an Gott wichtiger ist als die Enttäuschung von der Kirche.
Die Kirche soll den Notleidenden helfen, Menschen ein besseres Leben ermöglichen, Trauernde trösten, gegen Unterdrückung vorgehen und für alle beten. Wenn sie das tut, dann können wir darin Gott erkennen. Wir glauben, dass diese Dinge dann nicht einfach die Kirche bewegt. Durch diese Taten handelt Gott in der Kirche. Er hat keine Hände als unsere Hände. Darum wollen wir Gott in seiner Kirche nicht alleinlassen, auch wenn wir von der Kirche enttäuscht sind.
Weil unsere Glaubensgemeinschaft als Raum zum Ausprobieren für junge Engagierte dient.
Die Jugendarbeit ermöglicht jungen Menschen die Übernahme von Verantwortung und Autonomie in einem geschützten Raum. Hierbei fördern auch kirchliche Studienangebote die Gruppenpädagogik oder Vorstandschaftsarbeit und damit unsere individuelle Weiterentwicklung. Durch Finanzierung unterstützt die Kirche unsere Projekte. Des Weiteren vereinfacht das Engagement in der KLJB den Sprung in den Pfarrgemeinderat oder die Kommunalpolitik.
Weil Kirche Perspektiven ermöglicht, die den Blick weiten und mich heilsam konfrontieren.
Unsere Gesellschaft vermittelt uns, dass es wichtig ist, produktiv zu sein, viel Geld zu haben und geliebt zu werden. Wer schwach, arm oder ungeliebt ist, hat nach dieser Logik verloren. In der Kirche treffen wir Menschen, die ganz anders leben: Manche sind solidarisch und geben alles, was sie entbehren können, Menschen, die in Not sind. Andere suchen um Gottes willen einen gesunden Ausgleich zwischen Arbeit und Gebet, ohne Gebet und Meditation zu verzwecken. Auch erzählt uns die Kirche Geschichten von Menschen, die früherebten. Das Wenigste würden wir auch so machen, aber die Kirche zwingt uns, ständig zu reflektieren, was wir im Leben wollen.
Weil der Glaube uns hilft, unser Leben zu interpretieren.
Besonders im jungen Erwachsenenalter sind wir mit vielen Veränderungen in unserer persönlichen Lebensführung konfrontiert und müssen nachhaltig Entscheidungen treffen. Der Glaube kann beim Akzeptieren der Situation sowie beim Erkennen des weiteren Lebenswegs unterstützen. In schwierigen Momenten können der Glaube und besonders die Gemeinschaft in der KLJB sinnstiftend sein.
Weil wir als Verband eine eigene Vision von Kirche haben, und weil wir ein „Safe Space“ für Jugendliche sind.
Wir zeigen anderen Menschen, wie Kirche geht: demokratisch und offen für alle Geschlechter und Sexualitäten. Wer sich in der Kirche sonst unwohl fühlt, kann Teil von uns sein. Bei uns können alle Personen ihren Glauben leben. Auch achten wir darauf, dass sich alle wohlfühlen und niemand verletzt wird. Würden wir als Verband die Kirche verlassen, könnten wir nicht mehr so ein Gegengewicht darstellen.
- Die Zukunftshoffnungen der KLJB
Die KLJB steht zu einer Kirche, die umkehren, die Zeichen der Zeit erkennen und sich entwickeln will. Dazu gehört vor allem die glaubwürdige Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, die angemessene Entschädigung der Opfer und der Aufbau von Präventionsstrukturen, die sexuelle Gewalt und geistlichen Missbrauch erschweren, vor allem aber die Vertuschung verunmöglichen. Das bedeutet ebenso die Entwicklung angemessener Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Mitentscheidung für das Volk Gottes. Die kirchlichen Verbände, die in demokratischen Strukturen Kirche verwirklichen, zeigen, dass Kirche und demokratische Strukturen sich nicht ausschließen. Dazu gehört auch, dass die Kirche in der Sprache und der Kultur ihrer Feiern eine größere Vielfalt zulässt und die Botschaft Jesu in ein Gewand kleidet, das heutiger Ästhetik entspricht und die Botschaft Jesu, ohne ihren Anspruch zu verdunkeln, ansehnlich macht.