„Die Sache Jesu braucht Begeisterte! Sein Geist sucht sie auch unter uns!“[1]
Grundlinien zur Ausbildung ehrenamtlicher geistlicher Wegbegleiter*innen in KLJB-Ortsgruppen
Der Arbeitskreis „Glaube und Kirche“ (GuK) wird damit beauftragt, bis zur DV I/2025 der Diözesanversammlung ein Grundkonzept zur Ausbildung ehrenamtlicher Seelsorger*innen in KLJB-Ortsgruppen zur Abstimmung vorzulegen. Dieses Grundkonzept soll auf vier inhaltlichen und strukturellen Säulen beruhen:
- Es ist „nicht notwendig […], einen langen Weg zurückzulegen, damit junge Menschen Missionare werden.“[2]
Es kann nicht unser Ziel sein, nur die Allerkatholischsten und Allerbravsten für eine Ausbildung als ehrenamtliche geistliche Wegbegleiter*innen anzuziehen – jene, die schon nur noch himmelwärts gucken, können wir für unsere Pastoral auf dem Dorf und in der Kleinstadt nicht brauchen. Darum muss der Einstieg in die Ausbildung mit möglichst wenigen Hürden einhergehen: Der Kurs darf nur eine angemessene Menge an Zeit in Anspruch nehmen; er darf nur wenig Vorwissen erfordern; und er muss so anpassbar sein, dass die Menschen dort abgeholt werden, wo sie stehen. Eine fertige Religionslehrerin, die als Quereinsteigerin vom Pfarrer gebeten wird, die Seelsorge über eine Ortsgruppe zu übernehmen, aber vom Verband keine Ahnung hat, braucht anderes Handwerkszeug als ein eingefleischter Verbandler, der aber noch keinen Jugendgottesdienst gestalten kann. Die werdenden ehrenamtlichen Seelsorger*innen müssen also aus einem Modulkatalog die Lerneinheiten wählen können, die sie ganz konkret brauchen, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden.
- „Die Zeit zu beginnen ist jetzt! Der Ort für den Anfang ist hier!“[3]
Bisherige Konzepte zur Ausbildung von ehrenamtlichen geistliche Wegbegleiter*innen in anderen Verbänden beruhen auf einem Kurskonzept, das während des letzten Jahrhunderts entstanden ist: Wenn sich genügend Leute gefunden haben, die Interesse haben, wird für alle diese Menschen ein gemeinsamer Kurs angeboten. Das bedeutet aber, dass ich, wenn ich mit meinem Wunsch nach einer Ausbildung in diesem spezifischen Jahr alleine bin, diese nicht antreten kann: Das ist unzumutbar. In der Jugendarbeit sind die Halbwertszeiten von Ehrenamtlichen so gering, dass derjenige, der bzw. diejenige, die in diesem Jahr mit dem Wunsch nach einer Ausbildung abgewiesen wurde, wohl im nächsten Jahr nicht wiederkommt. Für uns ist klar: Wir müssen Konzepte schaffen, die durch modulares Lernen ermöglichen, die Ausbildung auch individuell antreten zu können. Das bedeutet, dass man den rein instruktiven Teil über Lernvideos, Sachtexte und zugehörige Aufgaben lernt, während man sich bei Präsenztreffen, die jeweils individuell festgelegt werden können, auf angeleitete Eigentätigkeit und Coaching beschränkt. - „Achte darauf: Er will, dass es Augenzeugen sind.“[4]
Ebenso, wie uns klar ist, dass es in einem Kurs für ehrenamtliche geistliche Wegbegleiter*innen einen Ausgleich zwischen Inhalten zum Fernlernen und zum Lernen in Gemeinschaft geben muss, ist uns bewusst, dass das Lernen nicht bei Hirn und Hand stehenbleiben darf: Es muss das Herz erreichen. Wer für andere geistliche Wegbegleiter*in sein will, muss aus dem eigenen Herzen heraus Auskunft über diesen nah-fernen Gott geben können. Dieses Erzählen-Können bedeutet aber nicht unhinterfragtes Hinnehmen von Glaubenswahrheiten; es bedeutet auch nicht einen Friede-Freude-Eierkuchen-Glauben; eine Rolex-und-Rosenkranz-Religion, wo alles toll und schön ist: Es bedeutet, auch Zweifel zuzulassen und vielleicht gar mit Gott zu ringen.[5] Wer Gott näher kennenlernen will, muss spirituelles Handwerkszeug einüben, das in der Geschichte schon viele Menschen verwendet und perfektioniert haben, um in Gott einzutauchen. Ein Kurs für ehrenamtliche geistliche Wegbegleiter*innen muss also auch das Erlangen spiritueller Kompetenzen, geistliche Begleitung während des Kurses und Weiterbildungsmöglichkeiten nach dem Kurs umfassen. - „[…] weil gemeinsam alles einfacher ist.“[6]
Einen solchen Kurs für ehrenamtliche geistliche Wegbegleiter*innen können und wollen wir als KLJB-Diözesanverband nicht alleine organisieren. Wir können es nicht, weil uns die Kapazitäten und spezifischen Kompetenzen fehlen, um einen solchen modularen Kurs mit Fernlern-Elementen ganz ohne Unterstützung zu produzieren. Wir wollen es nicht, weil Perspektivenreichtum in Annäherung und Abgrenzung in unserer pluralisierten Welt einen Mehrwert bringt und manche Organisationen bestimmte Formen des Lehrens oder der Seelsorge weit besser als unser Verband eingeübt haben. Als erste Kooperationspartner*innen dienen uns hierbei die anderen Ebenen der KLJB und die mit uns im BDKJ verbundenen Jugendverbände; weiterhin zahlreiche diözesane Angebote und Ansprechpartner*innen in Regensburg und anderswo sowie viele Menschen, die sich anderweitig der Ausbildung und Begleitung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen verschrieben haben. Kritik und Feedback, auch und besonders unserer eigenen KLJB-Ortsgruppen, -Arbeitsgemeinschaften und -Kreisverbände, sehen wir in der Entwicklung und Durchführung des Kurses als Bereicherung und nötiges Korrektiv. Wenngleich die Kirche als Institution recht homogen ist, sorgen wir dafür, dass im Prozess junge Menschen unterschiedlichen Geschlechts und verschiedener Lebensrealitäten gehört werden.
[1] Nach dem gleichnamigen Lied von Alois Albrecht und Peter Janssens, God for You(th) 536.
[2] Franziskus, Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christus vivit, 239.
[3] Nach Hier und jetzt von Christa Peikert-Flaspöhler und Reinhard Horn, God for You(th) 16.
[4] Johannes Chrysostomus († 407) zur Apostelgeschichte; aus der Lesehore vom Apostel Matthias.
[5] Vgl. Gen 32,23ff.
[6] Franziskus, Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christus vivit, 164.